Endlich geht es weiter mit der kühnen Kunst - ganz nach dem Motto „Jetzt ist die Kunst am Zug“!
Wir laden Sie und euch und alle Kunstfreunde herzlich ein zur ersten Vernissage in unserer neuen Location im Helmstedter Bahnhof:
Am Samstag, dem 12. April 2025, um 15 Uhr, eröffnen wir unsere Ausstellung „BALANCE“ mit Werken der Braunschweiger Künstlerin Nejla Gür.
Auf euren Besuch freuen sich
Petra Schadebrodt und Sybille Mattfeldt-Kloth
Co-Vorsitzende KühneKunst e. V.
„Die Idee, Maler zu werden, streifte mich nie. Die Malerei als Laufbahn betrachtet – ich hätte sehr gelacht, wenn man mir damit gekommen wäre. Maler sein ist kein Beruf, nicht mehr Beruf als
Anarchist sein, Liebhaber, Rennfahrer, Träumer oder Boxer. Es ist ein Wagnis der Natur, ein Wagnis…“ (Maurice de Vlaminck, Rebell der Moderne, Museum Barberini Potsdam).
Auch du bist nicht sofort Malerin geworden, sondern nach deiner Übersiedelung nach Deutschland im Jahre 1971 warst du zunächst acht Jahre als Fabrikarbeiterin bei Blaupunkt in Hildesheim
beschäftigt.
Und bist dann das Wagnis eingegangen, dich der Kunst zu verschreiben und hast bis 1985 an der HBK in Braunschweig studiert. Danach, 1987, bist du als Stipendiatin des Landkreises Helmstedt
hierher in das Kloster St. Marienberg gekommen – und du hast mir gerade am Mittwoch noch erzählt, welch gute Erinnerungen du an diese Zeit hast. Aus dieser Zeit kennen auch wir uns.
Aber deinen Figuren ist eine andere Vergangenheit anzumerken.
Das sind Frauen – und es sind eigentlich immer Frauen!- die zupacken können. Die sitzen nicht gedankenverloren im Sessel, sondern die sind immer in Bewegung, haben immer etwas zu tun. Mit
kräftigen Gliedmaßen holen sie Schwung, um genau das zu tun, was du sie tun lässt. Die schwungvolle Tätigkeit erinnert an Tanz – und das soll so sein, denn der Tanz war es der dich an den Abenden
damals den schweren Alltag in der Fabrik vergessen ließ.
Die Figuren haben keine oder kaum Gesichtszüge, ohne aber gesichtslos zu sein, denn das wären Menschen, die keine besonderen charakteristischen Eigenschaften erkennen lassen.
Nejla Gürs Figuren sind aber gerade nicht ausdruckslos, sondern leben ihre Persönlichkeit mit dem ganzen Körper aus.
Und da ergibt es sich zwangsläufig, dass sie versuchen müssen, die Balance zu halten.
Was für ein treffender Titel für eine Ausstellung im Jahr 2025. Die Balance ist uns abhandengekommen – zwischen Ost und West, zwischen Jung und Alt, zwischen Arm und Reich und die Balance
zwischen Mensch und Natur gibt es sowieso schon lange nicht mehr.
Sehr vorsichtig sucht Nejla Gür in ihren Arbeiten die Balance. Dabei bedient sie sich verschiedener Techniken. Malerei, Zeichnung und eben Cyanotypie, was Blaudruck bedeutet. Dabei ist die
Cyanotypie keine Drucktechnik im klassischen Sinn, sondern es ist eine alte Form der Fotografie, 1842 von dem englischen Wissenschaftler John Herschel entwickelt. Unser noch heute gebräuchliches
Wort „Blaupause“ hat daher seinen Ursprung.
Eines Tages wurde diese Technik für die Kunst wiederentdeckt und Nejla Gür macht ausgiebig Gebrauch davon. Für sie ist Blau die Farbe der Hoffnung, nicht etwa wie man landläufig sagt „Grün ist
die Farbe der Hoffnung“. Die Farbe Grün hat vielmehr etwas bedrohliches für die Künstlerin – wie auf den Arbeiten, auf denen sich grüne Massen zusammenballen gut zu erkennen ist. Grün ist auch
die Farbe des Islam und der politische Islam, also das,was wir als Islamismus bezeichnen, ist eine Bedrohung – gerade in diesen Tagen in der Türkei zu erleben und was aus Syrien werden wird, ist
auch völlig ungeklärt.
Aber Hoffnung ist in allen Schattierungen des Blauen zu finden. Besonders leicht kommen diese Arbeiten in fließenden Stoffen daher, wie wir hier sehen. Und dann schließt sich sogar der Ring zu
unserer neuen Örtlichkeit. Der Bahnhof als Ort der Bewegung, der Reise. In der „Schönen Müllerin“ von Franz Schubert heißt es: „Vom Wasser haben wir‘s gelernt, das Wandern, das Wandern.“ Und
genau diese Melodie kommt mir in den Sinn, wenn ich diese fließende Arbeit, auf der Schiffe schwimmen, sehe.
Unser aller Leben bedeutet einen ständigen Weg, ständige Veränderung und dass du diesen Weg ein Stück weit mit uns durch deine Kunst gemeinsam gehst, darüber freue ich mich und danke dir.
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